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Trocken Brot? Smarte Tipps für die Resteküche

Foodwaste scheint das Thema des Jahres. Überall werden wir daran erinnert, dass wir in Deutschland jedes Jahr 11 Millionen Tonnen Lebensmittel wegschmeissen vom Feld zum Kühlschrank. Du und ich und deine Nachbarn: im Durchschnitt 83 kg Lebensmittel kauft jeder von uns ein und essen sie dann nicht. Das ist ein Problem und Lösungen drängen sich auf. Gefühlt gibt es alle paar Monate eine neue App, die es uns leicht machen will, Lebensmittel zu retten,  außerdem engagierte Foodsaver, die sich online organisieren, dumpster diver und und und… Aber irgendwie ist das schon wieder anstrengend. Und anstrengend ist nicht gut, denn oft bedeutet dass, das wir uns zurückziehen und damit nix mehr zu tun haben wollen. Wer will sich schon dauernd mit seiner Schuld an der Misere auseinandersetzen?

Mein Vorschlag: fangen wir doch jeder einfach ganz klein an und schärfen unser Bewusstsein einfach mal mit Brot! Dann klappt es auch bald mit dem Rest. Trockenes Brot kann nämlich ganz viel: Als Transportvehikel von kleingeschnittenen Tomaten herhalten (Bruschetta!), knuspriges Topping auf einem Salat (Croutons!), oder einfach zu Käse oder Aufschnitt (Crostini!). Oder Resteküche 2.0 wie Panzanella – toskanischer Brotsalat mit frischen Tomaten – oder ein feierlicher Bread Pudding. Der geht süß oder salzig, ganz nach Lust & Laune. Rezept siehe unten!

Wie also nun das Beste machen aus altem Brot? Unsere Tipps:

1.)  Wenn ihr merkt, dass das Brot altbacken wird und ihr es vermutlich nicht schnell genug essen könnt, einfach sofort schneiden und trocknen.

2.) Entweder in kleine Würfel für Croutons (die kann man dann auch toll mit etwas Salz bestreuen und getrockneten Kräutern, so machen sie einen super Snack), oder in dünne Scheiben für Crostini oder auch in größere Bissen für Rezepte wie Panzanella und Bread Pudding.

3.) Paniermehl ist ja der eigentliche Klassiker, um altes Brot zu verwerten, aber meistens verwendet man da ja nun doch nicht dauernd so viel davon. Kann man bei Bedarf schnell aus den größeren Brotresten zaubern. Von daher erstmal nicht vorbereiten.

4.) Lasst die zurechtgeschnitten Brotreste auf einem Backblech an der Luft stehen, bis sie ganz trocken sind, und tut sie dann zur Aufbewahrung in eine luftdicht verschlossene (!) Dose oder ein altes Einmachglas. Schimmelt nicht. Hält ewig. Denkt Zwieback oder Knäckebrot.

5.) Es gibt kein Brot, dass ihr da nicht reintun könnt. Selbst altbackene Bretzel. Actually, besonders altbackene Bretzel, denn die sind der Star in jedem süßen Bread Pudding.

„WAS IST DENN NUN MIT DIESEM BREAD PUDDING REZEPT?“. Ok, ok, hier isses: glorreiches, fluffiges Wunder, das altem Brot neues Leben einhaucht. In Fact, es ist so gut, ihr werdet versucht sein, euer Brot absichtlich vertrocknen zu lassen, nur damit ihr eine Ausrede habt für ein Bread Pudding zum Sonntagsbrunch.

Für 250 g trockenes Brot: 500ml Milch mit 4 Eiern und einer Prise Salz verrühren.  Brotstücken unterheben.

Wenn ihr einen süßen Bread Pudding machen wollt: ca. 75 g Zucker oder Honig einmischen, eine Handvoll Nüsse, Rosinen oder anderes Trockenobst, geraspelte Schokolade oder auch geschnetzeltes frisches Obst.  Gerne auch ein bisschen geriebene Zitronen- oder Orangenschale für einen extra Kick. Für Fans von Dekadenz empfehle ich Karamell-Sosse als Topping für den fertig gebackenen Bread Pudding.

In eine salzige  Version passen Käse, Speck, klein geschnittener Lauch, oder auch Broccoli oder Zucchini.

In eine gefettete Auflaufform oder Kastenform füllen und im vorgeheizten Backofen bei 170 Grad (Umluft) ca. 30-40 min. backen, bis die Masse auch in der Mitte fest geworden ist.

So lecker kann Resteküche sein!

Römischer Rollbraten – Porchetta alla romana

Blogparaden sind doch was Spannendes, finde ich. Viele Blogger, ein Thema = viele Facetten.

Als ich von der Blogparade des Mairischen Verlags zum Roman „Der große Glander“ gehört hatte, war klar: da mache ich mit!

Zum einen bin ich ein großer Fan von Stevan Paul, Koch turned Blogger turned Kochbuchautor – und jetzt eben auch Romanautor. Zum anderen war ich neugierig zu sehen, wie andere an die Aufgabe herangehen. Und die lautete: Entwickle ein Rezept zu einem der Gerichte, die im Roman vorkommen. Denn Essen und Genuss spielen in dem Buch für beide Protagonisten eine große Rolle – entsprechend oft wird im dem Buch gegessen.

Ich entschied mich für ein Gericht, dass auf S. 132 auftaucht. Dort gehen der Protagonist und seine Frau in Deutschland in ein italienisches Restaurant: „Seine Frau hatte wieder mal das glücklichere Händchen bewiesen, der römische Rollbraten mit Mandeln, Rosmarin und gebratenen Steinpilzen sah fantastisch aus.“

Wie wird nun daraus ein Rezept?

Ich habe sechs Jahre in Italien gelebt und dort ein Weingut geleitet. Italienisches Essen ist also near and dear to my heart. Ich weiss aber auch, dass italienisches Essen in Deutschland häufig wenig gemein hat mit italienischem Essen in Italien. Also interpretierte ich meine Aufgabe: so authentisch wie möglich, aber so eingedeutscht, wie nötig. „Der große Glander“ hat Züge eines Kriminalromans, da passt es doch, dass ich hier Detektivarbeit leiste.

Schritt eins: Was sagt Italien? Zuerst studiere ch all meine italienischen Kochbücher und Kompendien. Römischer Rollbraten – Porchetta arrosta alla romana – ist ein Klassiker. Allerdings finde ich kein Rezept, in dem Mandeln auftauchen. Die erste „deutsche“ Komponente, also? Eine homöopathische Dosis lautet der Kompromiss.

Schritt zwei: Wie kocht Deutschland? Erste Antwort: mit viel mehr Komponenten. Was auch nicht überrascht, denn die italienische Küche basiert auf der Regel: richtig gute Zutaten, aber davon wenige. Fokussierter, intensiver Geschmack statt Melange. Die italienischen Rezepte verlangen nach Knoblauch, Rosmarin, wildem Fenchel, Muskatnuss, Salz, Pfeffer und Weisswein. Basta. In einem Rezept auf Kochbar.de finden sich hingegen 13 Zutaten. Und jede davon in deutlich stärkerer Dosis, als im italienischen Counterpart. Ich entscheide mich für die puristische Variante. Immerhin hat die Zeit in Italien – und der Fokus auf nur die besten Zutaten – mein Leben entscheidend geprägt.

Schritt drei: Soße! Durch die Venen der Deutschen fließen mit viel Butter und Mehl gebundene Soßen. Gibt es in Italien nicht. Was also macht ein italienisches Restaurant in Deutschland? Ein Blick auf die Ergebnisse auf chefkoch.de und die Entscheidung steht: unser Restaurant kocht kundenzentriert mit Mehlschwitze!

Schritt vier: Wein! Trockener Weisswein ist nicht gleich trockener Weisswein. Welchen Rebensaft verwenden? Immerhin soll er dem Fleisch einen typischen Geschmack geben und dann auch zum Essen passen. Eine Porchetta wird mitsamt der Fettschwarte serviert und zubereitet, es braucht also einen Wein mit ordentlicher Säure, um sich gegen das Fett durchzusetzen. Außerdem eine gute Struktur, passend zu dem deftigen Gericht. Die Wahl fällt auf einen Frascati, den traditionellen Weißwein Lazios. Den tun im Zweifel auch die römischen Mamas in ihre Porchetta.

Schritt fünf: Steinpilze…? Sind was Wunderbares, aber gerade noch nicht in Saison. Ich habe zwar ein Glas getrockneter Steinpilze in meiner Speisekammer, aber es widerstrebt mir dann doch, jetzt Steinpilze zu kochen. Ein inneres Zwiegespräch mit Stevan Paul und ich entscheide mich gegen Steinpilze und für Spargel als Beilage. Immerhin ist Stevan Paul ja ein Verfechter von saisonalem Essen, ich hoffe auf sein Verständnis und verspreche, das Gericht spätestens wieder zu bereiten, wenn die Steinpilze sprießen.

Und so wird es dann ausprobiert und für gut befunden, von meinen lieben Testessern, allen voran Carmen Hillebrand vom Foodblog Tanz auf der Tomate (ihren Beitrag zu dieser Blogparade findet ihr hier).

Without further a-do:

Zutaten:

  • 1kg Schweineschulter mit Schwarte (vom Metzger zu geschnitten, dass es “aufgeklappt” und dann gerollt warden kann)
  • ½ Teelöffel Fenchelsamen (in Ermanglung von frischem wilden Fenchel. Wenn ihr den findet – gerne!)
  • 1 Knoblauchzehe
  • 50 ml Frascati
  • 1 kleiner Zweig frischer Rosmarin (gehackt ca. 1 Esslöffel)
  • ½ Teelöffel Muskatnuss (am besten frisch gerieben)
  • ½ Esslöffel geriebene Mandeln
  • 1 Teelöffel Pfeffer
  • Salz nach Geschmack
  • Olivenöl zum Einreiben
  • Küchenzwirn

Zubereitung

(1) Ofen und Bräter auf 200 Grad vorheizen (wenn vorhanden ist ein gusseisener Topf empfohlen), (2) Gewürze und Kräuter mit 1 Prise Salt in einem Mörser gut zerreiben, (3) Mit Mandeln und 1 Esslöffel Weisswein zu einer Paste vermischen, (4) Braten aufklappen und Paste gleichmäßig verteilen, (5) aufrollen und mit Küchenzwirn zusammenbinden, (6) Mit Olivenöl einreiben, salzen & pfeffern, (7) Mit der Schwarte nach unten in den heißen Bräter und in den Ofen, (8) Nach 15 Minuten Temperatur auf 160 Grad reduzieren und weitere 90 Min. unter regelmäßigem Wenden braten, (9) Austretenden Bratensaft mit etwas Weißwein verlängern und mit der Mischung den Braten ab und zu gießen, (10) Nach Ablauf der Garzeit 10 Minuten rasten lassen.

Für die Soße

(1) 1 El Butter über niedriger Hitze zerlassen, (2) 1 El weißes Mehl in der Butter anschwitzen und Bratensaft unter ständigem Rühren zufügen, (3) Mit Weißwein abschmecken

Alle anderen Rezepte der Blogparade zu „Der großen Glander“ findet ihr hier.

Neugierig auf das Buch? Könnt ihr hier bestellen.